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Warum unterstützt Du nicht Israel?

– Die Gründe für Stephen Harpers Liebe zu Israel. Der frühere kanadische PM zahlte einen hohen Preis dafür.


Als Stephen Harper (60) Premierminister von Kanada war (2006-2015), schockierte er die diplomatische Welt mit seiner ausdrücklichen Unterstützung für Israel.

Diese Position kostete Kanada 2010 wahrscheinlich den Sitz im UN-Sicherheitsrat.

Es war eine kontroverse Position, und auch keine, die ihm in der Heimat viel politischen Zuspruch einbrachte. Von den 37 Millionen Einwohnern Kanadas hat nur die Hälfte der 375.000 dortigen Juden seine Conservative Party unterstützt. Dies wirkte sich auf das Wahlergebnis nur in 10 von 308 Wahlbezirken Kanadas aus.

Die kanadisch-muslimische Bürgerschaft ist dreimal größer als die jüdische, doch davon unterstützten ihn jemals nur 12 %. Viele evangelikale Christen unterstützen Israel, doch auch lokale wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten sind ihnen wichtig.

Viele Staatsoberhäupter sagen Nettes über Israel, doch wenige zählen als echte Freunde. Wodurch kam diese seltene und mit einem hohen Preis verbundene Pro-Israel-Position zustande?

„Durch Wasser und Feuer“

Am 20. Januar 2014 sprach Harper als erster kanadischer Premierminister vor der israelischen Knesset (dem Parlament). „Kanada unterstützt Israel auf fundamentale Weise, weil es richtig ist, das zu tun“, betonte er. „Wir stehen auf für einen freien und demokratischen jüdischen Staat.“

Er sagte: „Es ist richtig, Israel zu unterstützen, denn nach Generationen von Verfolgung verdient das jüdische Volk ein eigenes Heimatland.“

Und er gab zu: „Um es klar zu sagen, auch wir haben zeitweise schreckliche Fehler gemacht, wie mit der Weigerung unserer Regierung in den 1930ern der Bitte von jüdischen Flüchtlingen nachzukommen. Doch hat Kanada an den Wendepunkten der Geschichte sich immer wieder dazu entschlossen, oft verbunden mit einem hohen Preis, sich an die Seite derer zu stellen, die Ungerechtigkeit bekämpfen und den dunklen Mächten der Welt widerstehen.“

Harper versicherte seinen Zuhörern: „Unsere Sicht, dass Israel das Recht auf Existenz als jüdischen Staat hat, gilt uneingeschränkt und ist nicht verhandelbar.“ Israel als jüdischen Staat anzuerkennen, war provokant, bedenkt man den anhaltenden Druck der Europäischen Union und muslimischen Staaten auf Israel, sich selbst nicht als jüdischen Staat auszuweisen.

Der Premierminister kommentierte auch die umfangreiche Zusammenarbeit zwischen Kanada und Israel in den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, bekam jedoch den größten Applaus für seine Aussage, „ob durch Wasser oder Feuer, Kanada wird an Ihrer Seite stehen.“

Waren dies nur diplomatische Worte, um den Handel anzukurbeln? Politische Phrasen, um den Tourismus zu fördern? Oder spiegelten sie tatsächlich das Herz eines Israelfreundes wider?

Eine christliche Erziehung

Der Premierminister wuchs in einem liberalen christlichen Elternhaus auf. Sein Vater Joseph sprach von den Juden als auserwähltes Volk und sagte, sie hätten nach dem Holocaust Güte verdient.

Als Erwachsener schloss sich sein Sohn der evangelikalen Christian and Missionary Alliance an, welche die Autorität der Bibel betonte. Er entwickelte seine Vorliebe für Israel, obwohl seine Kirche keine besonders zionistischen Ansichten hatte.

Seine Erziehung legte dann die Grundlage für das, was den aufstrebenden BWLer und Politiker durch seine ganze Karriere hindurch begleitete.

Zweckdienlich oder konsequent?

Auch seit er nicht mehr im Amt ist, verteidigt der Premierminister Israel konsequent, auch dann, wenn es nicht nötig ist.

In einer Videobotschaft vom 13. Mai 2019 (www.prageru.com/video/why-dont-you-support-israel/) hat das frühere Staatsoberhaupt seine Gründe für seine Unterstützung Israels dargelegt, trotz des für ihn hohen Preises:

Als ich Premierminister von Kanada war, hat man mir oft die Frage gestellt: „Warum unterstützen Sie Israel?“

Meine Antwort war eigentlich immer die gleiche: „Warum sollte ich Israel nicht unterstützen?“

Warum sollte ich nicht einen ebenfalls demokratischen Staat unterstützen, in dem gerechte Wahlen, Redefreiheit und religiöse Toleranz die Norm sind? Warum sollte ich nicht ein Land mit einer dynamischen freien Presse und einer unabhängigen Gerichtsbarkeit unterstützen? Warum sollte ich nicht einen wertvollen Handelspartner und eine Quelle erstaunlicher technologischer Innovation unterstützen? Warum sollte ich nicht unseren bedeutendsten Verbündeten im Nahen Osten und im internationalen Kampf gegen den Terrorismus unterstützen?

In einer rationalen Welt, in einer Welt, in der nur der gesunde Menschenverstand zählen würde, käme die Frage: „Warum unterstützen Sie Israel“ der Frage gleich: „Warum unterstützen Sie Australien oder … Kanada?“

Doch wir leben nicht in einer rationalen, von einfacher Vernunft geprägten, Welt. Also muss man wieder und wieder Partei für Israel ergreifen. Ich für meinen Teil tue das gerne.

Lassen Sie mich hiermit beginnen:

Jede jemals von Israel unternommene Militäroperation diente dem Schutz seines Landes. Israel ist kein Angriffs-Staat, es ist ein Verteidigungs-Staat. Dies ist seit seiner Gründung bis heute der Fall.

Als noch junger Staat im Jahre 1948 wurde Israel sofort von seinen arabischen Nachbarn angegriffen. Sie wollten den winzigen Staat nicht in Schach halten, sie wollten ihn zerstören! Kein Land eilte Israel zu Hilfe – nicht die USA, nicht mein Land Kanada, nicht Großbritannien – kein einziges. Sie alle dachten, Israel würde verlieren. Doch es verlor nicht, es gewann.

1967 versuchten Israels Nachbarn erneut, den jüdischen Staat vollständig zu zerstören, ein Land, das zu der Zeit knapp 20 Jahre bestand. Wieder siegte Israel. Und es überlebte 1973 einen weiteren Angriff vereinter Mächte.

Das sind die großen Kriege, doch bin ich mir sicher, dass es nicht einen einzigen Tag in der ganzen Geschichte Israels gab, an dem man nicht einen Terrorakt gegen es gewagt hat – innerhalb oder außerhalb seiner Grenzen.

Es gab 2 blutige Terrorwellen – die sogenannten Intifadas in den späten 1980ern und den frühen 2000ern, als die Israelis in Bussen, in Pizza-Stuben und beim Feiern von Hochzeiten in die Luft gesprengt wurden. Es gab Invasionen von Terror-Organisationen wie der Hisballah im Libanon. Es gab tausende Raketenangriffe der Hamas aus dem Gazastreifen – sogar nach Israels vollständigem Rückzug aus dem Gebiet 2005.

Zwischen den Kriegen, zwischen dem Terror hat Israel den Frieden mit seinen Nachbarn gesucht. Und es hat Friedensverträge mit Ägypten und Jordanien erreicht. Bei Anderen jedoch wird jede israelische Geste des Friedens mit Aufwiegelung und Gewalt beantwortet.

Ich erinnere aus einem Grund an die Geschichte: Jedes Land, das ausgehalten hat, was Israel aushielt, hätte schnell zum Polizeistaat werden können. Doch trotz alledem hat Israel nie seine Verpflichtung zur Gesetzesherrschaft, zur Demokratie und Toleranz aufgegeben. Ein Fünftel seiner Bevölkerung sind Muslime. Sie genießen dieselben Rechte wie die jüdischen Bürger. Sie haben Schlüsselpositionen an den Gerichten, bei der Presse und in der Regierung des Landes inne. Und sie haben ihre eigenen Parteien, die sie in der Knesset, Israels Parlament, vertreten. Wenn man sagt, die Muslime in Israel sind die freiesten Muslime in der Region, dann ist das eine Untertreibung.

Doch was halten Sie davon – als Test für Menschenrechte: Häftlinge in Israel, ob Juden oder Araber, werden gut behandelt, haben genug zu essen und Zugang zur bestmöglichen medizinischen Versorgung. Eltern und Ehepartner dieser Häftlinge wissen, wo sie sind und dass sie dort sicher sind. Wer sonst in dieser Region, außer Israel, kann das für sich beanspruchen?

Durch alle Kriege und allen Terror hindurch hat Israel überlebt und es floriert, insbesondere seit den letzten 20 Jahren, Es ist als „Start-Up-Nation“ bekannt, und das aus gutem Grund. Schlüsselkomponenten Ihres Mobiltelefons und Ihres Laptops wurden in Israel erfunden. Ein Medikament oder ein medizinisches Gerät, das Ihr Leben oder das eines Ihrer Liebsten gerettet hat, wurde vielleicht in Israel entwickelt. Und doch gibt es linksgerichtete Politiker, Aktivisten, Akademiker, Künstler und Studenten, die ihr Leben der Verunglimpfung Israels widmen. Sie rufen zu Boykotten auf und verlangen, man solle Israel von akademischen und beruflichen Kooperationen ausschließen.

Verunglimpfen sie auch die palästinensische Führung, die seit über einem Jahrzehnt keine Wahlen mehr abgehalten hat? Verurteilen sie die Führung der Hamas, die Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde benutzt, um ihre Kämpfer zu schützen? Nein. Sie verunglimpfen das freie, dynamische, demokratische, innovative Israel.

Angesichts all der brutalen und gewalttätigen Regime, nicht nur im Nahen Osten, sondern weltweit, wie soll man da erklären, dass allein Israel verdammt wird? Leider gibt es nur eine passende Erklärung: Antisemitismus. Hinterfragen die Hasser Israels die Legitimität irgendeines anderen demokratischen Landes? Überhaupt irgendeines anderen Landes in dieser Hinsicht? Natürlich lautet die Antwort: „Nein.“ Irgendwie können sie nur gegen das jüdische Land opponieren.

Der Staat Israel besteht nun seit [über] 70 Jahren. Israel ist eine der freiesten, am florierendsten und erfolgreichsten Nationen der Welt.

Warum unterstütze ich Israel? Warum sollte ich es nicht tun? Warum sollte es nicht jeder tun?